So, heute möchte ich gerne davon berichten, wie ich das Seminar „Hündische
Gefühlswelt“ mit Smee wahrgenommen habe.
Das Seminar war zweigeteilt. Samstags haben wir einen Verhaltenstest
gemacht und Sonntags wurde mit den Hunden gearbeitet.
Grob kann man sagen, dass der Verhaltenstest die Hunde mit folgenden Reizen
konfontiert hat:
- Fremde Menschen
- Jagdreiz
- Nichtstun
- Gruselig aussehende Menschen
- Sehr gruselig aussehende Menschen (Gespenster)
- Laute Geräusche
- Hundebegegnung
Ich war dabei die ganze Zeit in Smees Nähe und habe die meisten Reize
gemeinsam mit ihm erlebt.
Smee ist auf den Fremden recht neutral bis leicht vorsichtig zugegangen und
hat auch vorsichtig mit ihm gespielt. Auf den Jagdreiz hat er reagiert, aber
nicht mit einer wirklich ernstzunehmenden Jagdreaktion. Ganz besonders
verzaubert hat mich seine Reaktion auf das Nichtstun. Das lief so ab, dass ich
mich neben dem unangeleinten Smee auf einen Stuhl gesetzt habe und nichts
weiter getan habe, auch kein Kommando gegeben habe. Und Smee? Er hat sich
einfach neben mich gelegt, bis ich wieder aufgestanden bin. Das war sehr schön.
Den gruselig aussehenden Mensch in Regenjacke, der sich komisch verhalten
hat, hat Smee verbellt, lies sich nach einer Weile aber von einem gemeinsamen
Spiel überzeugen. Die sehr gruselig aussehenden Menschen (Gespenster) hat Smee
verbellt. Und verbellt. Und verbellt. Er hat sich gar nicht mehr eingekriegt
und auch nicht mehr aufgehört und hatte ziemlich schnell, ein ziemliches
Stressgesicht. Anschließend wurde er noch mit lauten Geräuschen konfrontiert,
auf die er nur sehr leicht reagiert hat. Bei einer Hundebegegnung an der Leine
war er schwer angetan von „Frieda“ und der Propeller stand garnicht mehr still.
Abschließend durfte er nochmal mit dem fremden Menschen spielen und ich habe
auch nochmal mit ihm gespielt.
Alles in allem hat sich Smee meist so zeigt wie ich erwartet hätte und es
auch aus dem Alltag kenne. Abgesehen eigentlich von dem Nichtstun. Da war ich
echt baff und hätte es nicht in der Form erwartet. Das hat sich wirklich ganz
wunderbar angefühlt. So einig.
Die anderen Seminarteilnehmer waren sich auch einig. Er ist, wie ich ihn
ihnen zuvor beschrieben habe, ein Pups. Aber ein sympathischer Pups. Das was
ich in der gemeinsamen Zeit über Smee gelernt habe, hat sich wieder bestätigt.
Er ist ein kleines Lüftchen, mit einer lauten Hülle, wenn ihm etwas gruselig
erscheint.
Neu für mich war, dass Micha beobachtet hat, dass Smee bei Zerrspielen in
einem Konflikt ist. Das passte für mich sehr gut dazu, dass er gerne mal Beute
durch Abhauen sichert.
Aufgrund der Erkenntnisse vom Samstag wurden wir Sonntags in verschiedene
Gruppen eingeteilt. Für Smee und mich stand der Sonntag unter dem Motto
„Selbstbewusstsein stärken“. Weil Smee oft unsicher und nicht der stärkste
Charakter im Braunfell ist, sollte die Marschroute sein in gestellten
Situationen einerseits sein Selbstbewusstsein zu pushen und ihn andererseits
mit (im wahrsten Sinne des Wortes…) seinen „Gespenstern“ zu konfontieren und
ihm die Möglichkeit geben sich mit ihnen auseinander zu setzen.
Ich war zunächst ganz und garnicht einverstanden mit der Aufteilung. Hatte
ich doch den Anspruch neue Anregungen dahingehend zu kriegen Smee zu
korrigieren, wenn er auf Reize hochgeht und nicht ihm etwas an die Hand zu
geben, mit konfrontierten Reizen selber souveräner umzugehen. Nachdem ich das
in der Abschlussrunde am Samstag angesprochen habe, konnte Micha mir seine
Beweggründe näher bringer - Stichwort "Loslassen" - und ich war
bereit mich auf den Sonntag einzulassen.
Sonntag Vormittag haben wir mit Smee gespielt und ich habe gelernt, wie ich
Beutespiele mit Smee machen kann ohne, dass er in einen Konlfikt gerät.
Gleichzeitig haben wir Zerrspiele genutzt, um ihn mit gruseligen Reizen zu
konfrontieren, mit denen er sich auseinandersetzt und sich schließlich wie ein
junger König fühlt.
Nachmittags sind wir dann konkret Smees „Gespenster“ angegangen. Das haben
wir gemacht, indem ich ihn um ein Gespenst herum sehr langsam longiert habe.
Ziel war es, dass er sich in gemütlichem Tempo langsam mit dem Reiz
auseinandersetzt und über die Bewegung gleichzeitig Stress abbauen kann. Das
Gespenst war aber ainfach zu gruselig und Smee hat immer wieder angefangen es
zu verbellen. So haben wir dann doch noch eine Korrektur genutzt und Katha hat
sich mal daran getastet, wie das bei Smee funktionieren könnte. Dabei hat sie
etwas, für mich, sehr Zentrales festgestellt. Der Zeitpunkt der Korrektur ist
bei Smee dafür ganz entscheidend und das sieht man ihm am besten an seinen
Augen an. Ich war von dieser Erkenntnis erstmal geplättet. Einerseits hat es
total Sinn gemacht, andererseits schien es die ganze Sache so unendlich
schwieriger zu machen, sehe ich doch seine Augen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind, meist nicht. Nach der Abschlussrunde hatte sich diese Erkenntnis aber
bereits etwas gesetzt und ich konnte das Seminar mit einer großen Neugier auf
unseren Alltag abschließen.
Nun, nach einer Woche, hat sich das Ganze noch weiter gesetzt und ich hatte
viele Gelegenheiten Neues zu testen. In dieser Woche ist unsere Entspannung im
Alltag um Einiges gestiegen und ich bin viele neue Wege abseits unserer Comfort
Zone gegangen. Die wichtigste Erkenntnis, die ich für mich aus dem Seminar
gezogen habe, ist, nicht immer und ausschließlich den Anspruch zu haben mit dem
Hund mittels Führung uns Sicherheit durch den Alltag zu gehen, sondern ihn auch
darauf vorzubereiten und ihm zuzutrauen sich Situationen alleine zu stellen und
diese für sich zu lösen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen